3. Umwelt -und Naturschutz

Der Schutz von Umwelt und Natur ist und bleibt ein Kernziel GRÜNER Politik. Mit dem Schutz der Natur übernehmen wir Verantwortung für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und für die nachfolgenden Generationen.

Neben dem Klimawandel zählt der massive Rückgang der Artenvielfalt zu den größten Bedrohungen für unsere Umwelt. Die Ursachen dafür sind bekannt: Industrielle Landwirtschaft, Flächenversiegelung, Schadstoffeinträge, Übernutzung, Zerschneidung von natürlichen Lebensräumen, Eingriffe in den Wasserhaushalt und der Klimawandel machen den Naturschutz heute notwendiger denn je.

3.1. Landschaftspflegeverband

Intensive Pflegemaßnahmen wie Heckenpflege oder die naturschutzgerechte Nutzung von Grünland lassen sich am besten umsetzen, wenn alle Beteiligten rechtzeitig und aktiv eingebunden werden. Mit der Gründung eines Landschaftspflegeverbands erreichen wir genau das: Hier sitzen Landwirt*innen, Naturschutzvereine und Kommunen gleichberechtigt an einem Tisch. Der Landschaftspflegeverband des Odenwaldkreises soll Aufgaben des Kreises, wie die Umsetzung von Maßnahmen der Natura-2000-Richtlinie, des Vertragsnaturschutzes und das Management der kommunalen Ausgleichs- und Eingriffsflächen koordinieren und personell unterstützen.

Die Odenwälder Landwirt*innen tragen mit ihrer Arbeit wesentlich zum Erhalt der Kulturlandschaft, die unseren Odenwald prägt, bei. Wir wollen durch die Arbeit des Landschaftspflegeverbands unsere Landwirt*innen dabei unterstützen eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben, die Tier- und Pflanzenarten überlebenswichtige Rückzuggebiete gewährt.

In Hessen hat der Odenwaldkreis als Negativbeispiel im Bereich Naturschutz durch die fehlende Umsetzung gesetzlich erforderlicher Ausgleichsflächen für Eingriffe in die Natur traurige Berühmtheit erlangt. Im gesamten Odenwaldkreis werden Auflagen für ökologische Ausgleichsflächen seit Jahren ignoriert. Ein Odenwälder Landschaftspflegeverband kann hier Abhilfe schaffen und die tatsächliche Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen vorantreiben.

3.2. Ausstattung der Unteren Naturschutzbehörde

Die mangelhafte finanzielle und personelle Ausstattung der Naturschutzverwaltung im Odenwaldkreis hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass selbst Pflichtaufgaben nicht mehr erledigt werden konnten. Wir fordern eine ausreichende Ausstattung der UNB, die es ermöglicht, auch Projekte des Naturschutzes jenseits der Pflichtaufgaben anzugehen. Im erforderlichen Maße sollen neue Naturschutzgebiete im Kreis ausgewiesen werden, um den aktuellen Zustand und die Nutzung zu bewahren.

3.3. Biodiversität

Neben der Gründung eines Landschaftspflegeverbandes halten wir folgende Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität im Odenwaldkreis für erforderlich:

  • Verzicht auf den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden auf kreiseigenen Flächen;
  • Anlage von Blühstreifen auf kreiseigenen Flächen;
  • Biodiversitätskonferenz für den Odenwaldkreis (Vorbild Bergstraße);
  • Runder Tisch zum Erhalt der Artenvielfalt;
  • Stopp für Schotterwüsten: In allen kommunalen Gestaltungssatzungen soll ein Verbot der Schotterung und Pflasterung von Vorgärten aufgenommen werden. Soweit bei vorhandenen Bebauungsplänen bereits Gestaltungssatzungen bestehen, sind diese entsprechend anzupassen. Fehlende Gestaltungssatzungen sind unter Beachtung des o. g. Zieles zu erstellen.

3.4. Wasser und Boden

Die Grundwasserbelastung durch Schadstoffe muss im Odenwald verringert werden – nicht durch rechnerische Abgrenzungstricks, sondern durch die Verringerung aller Einträge. Dazu muss mit den Odenwälder Landwirt*innen verhandelt und ein Förderprogramm aufgelegt werden.

Die Gewässer sind für den nachhaltigen Hochwasserschutz ebenso wichtig wie für den Erhalt der Artenvielfalt. Leider sind nicht alle Odenwälder Bäche in einem natürlichen Zustand. Wir wollen unsere Gewässer wieder strukturreicher machen und in einen guten Zustand versetzen. Grundlage hierfür ist die Erarbeitung von Umwelt- und Bewirtschaftungszielen der Gewässer sowie deren Umsetzung durch ein kommunales Gewässerentwicklungskonzept.

Der zunehmenden Flächenversiegelung wollen wir GRÜNE im Odenwaldkreis entgegentreten. Flächenversiegelung ist ein immer größeres Problem in Hessen und darüber hinaus. Wertvoller Boden wird durch den immer noch hohen Flächenverbrauch versiegelt. Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten werden unwiederbringlich zerstört. Für jeden Quadratmeter, den wir künftig bebauen wollen, müssen die Alternativen geprüft werden, um den Flächenfraß in den Kommunen unseres Kreises zu senken. Ein kreisweites Baulückenkataster kann dabei helfen, dem Flächenverbrauch entgegen zu wirken.

Auch ein interkommunales Flächenmanagement halten wir für ein geeignetes Mittel, den Flächenverbrauch zu reduzieren. Außerdem wollen wir prüfen, welche Möglichkeiten dem Kreis zur Verfügung stehen, um bereits versiegelte Flächen zu entsiegeln und zu renaturieren. Bei Entsiegelung ist auf das Recycling von Baustoffen zu achten. Wir führen ein Management zur Reaktivierung von Brach- und alten Industrieflächen ein.

3.5. Lichtverschmutzung

Wir fordern die Erstellung einer kreisweiten Richtlinie zur Vermeidung und Reduzierung der Lichtverschmutzung im öffentlichen Raum als auch auf gewerblichen und privaten Grundstücken. Lichtverschmutzung schadet nicht nur der Gesundheit von Mensch und Natur durch künstliche Beleuchtung in der Nacht, sondern belastet auch die kommunalen Haushalte unnötig.

Die Richtlinie soll Empfehlungen zum standort- und bedarfsgerechten Einsatz von künstlichem Licht geben. Sie ist für Vorhaben zur Errichtung und Änderung von Beleuchtungsmaßnahmen und für Werbeanlagen im öffentlichen, kommunalen, gewerblichen und privaten Umfeld gedacht. Die Richtlinie soll für Privatpersonen, Bauherr*innen oder Gewerbetreibende als Orientierung für einen umweltverträglichen Lichteinsatz dienen. Darüber hinaus bildet sie für die Gemeinde- und Stadtverwaltungen die Grundlage für die Umsetzung einer umweltverträglichen Gestaltung von Beleuchtungsmaßnahmen. Als Beispiel sollte hier die Stadt Fulda dienen.

3.6. Wald

Der Odenwaldkreis zählt zu den waldreichsten Kommunen Hessens. Für uns kommt deshalb dem Naturschutz im Wald – nicht zuletzt auch im Interesse der vielen Bürger*innen, die dort Erholung und Entspannung suchen- eine besondere Bedeutung zu.

Der Wald erfüllt vielfältige Funktionen: Er ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Erholungsraum für Menschen, er schützt das Klima und liefert den wichtigen Rohstoff Holz. Wir wollen die derzeit auch im Odenwaldkreis vielerorts vorherrschenden gleichaltrigen Wirtschaftswälder mit wenigen Strukturen zu klimastabilen, artenreichen, naturnahen Dauerwäldern umbauen.

Dazu wollen wir die älteren Wälder erhalten und alte Buchenwälder ganz besonders schützen. Die Bewirtschaftung und Holzernte muss ökologisch verträglich gestaltet werden. Als Mindeststandard für eine nachhaltige Forstwirtschaft empfehlen wir allen Gemeinden des Odenwalds die FSC-Zertifizierung. Wir möchten im Odenwaldkreis den Anteil nicht-wirtschaftlich genutzter Wälder auf mindestens fünf Prozent erhöhen. Außerdem wollen wir den Kommunen Anreize bieten, ihre Bürgerinnen in die Entwicklung ihres Kommunalwalds einzubinden.

3.7. Umgang mit Wildtieren gestalten

Wir akzeptieren, wenn Luchs, Wolf, Wildkatze, Biber und andere seltene und geschützte Arten in den Odenwald zurückkehren. Dort wo eine Rückkehr dieser Arten zu Konflikten führt, muss geholfen werden. Wir unterstützen die Weidetierhaltung und setzen uns für eine angemessene Kompensation für Risse ein. Gleichzeitig sehen wir die Halter*innen in der Pflicht, bestehende Angebote anzunehmen und beispielsweise einen entsprechenden Herdenschutz mit angemessener Bezäunung zu gewährleisten.

3.8. Natur und Umweltbildung stärken

Wir wollen im Odenwaldkreis ein Netzwerk „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ins Leben rufen, um Menschen aller Altersgruppen Wissen über Natur und Umwelt zu vermitteln und die Wildnis erlebbar zu machen. Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, in den Schulen ein Wahlfach Umwelt- und Naturschutz einzuführen sowie flächendeckend einen Schulgarten an jeder Schule einzurichten. Lokale Akteurinnen der Umweltbildung wie der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald und die Umweltverbände sollen hierbei eingebunden werden.

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