Umweltministerium und Verbände im Gespräch
„Die Wolfsnachweise der letzten Wochen zeigen, dass wir jederzeit und überall in Hessen mit einem Wolf rechnen müssen. Aus diesem Grund haben wir die Weiterentwicklung des Wolfsmanagementplans letztes Jahr begonnen. Hinweise und Anregungen der Gespräche mündeten jetzt in einem Entwurf, der den Verbänden von Weidetierhaltung, Naturschutz, Landwirtschaft und Jagd am Freitagabend in einem digitalen Format vorgestellt wurde und ihnen jetzt noch einmal schriftlich zur Stellungnahme zugeht“, erklärte Umweltministerin Priska Hinz
„Unser oberstes Ziel sind gemeinsame Rahmenbedingungen, die für alle Beteiligten nachvollziehbar und tragbar sind. Die Sorgen der Weidetierhalterinnen und -halter nehmen wir dabei sehr ernst. Wir können unsere vielseitige Kulturlandschaft in Hessen nur bewahren, wenn wir auch die Weidetierhaltung erhalten. Daher ist der Ausbau der finanziellen Unterstützung ein wichtiger Punkt des neuen Wolfsmanagementplans“, berichtete Hinz.
Wesentliche Neuerungen im Überblick:
Das Wolfsmanagement verfolgt das Ziel, ein konfliktarmes Nebeneinander von Wölfen und Weidetierhaltungen zu ermöglichen. Dazu gehört auch eine regelmäßige Anpassung an die Entwicklung der Wolfspopulation in Hessen. Ein Wolfsmonitoring, Empfehlungen zu Herdenschutzmaßnahmen sowie ein Überblick über aktuelle Fördermaßnahmen sind ebenso ein Teil des Wolfsmanagements wie die Erläuterung zum Umgang mit verhaltensauffälligen Wölfen.
Förderung
Ein flächendeckender Grundschutz der Weidetiere ist von zentraler Bedeutung. Dieser Grundsatz bleibt weiterhin bestehen und wird ergänzt um zusätzliche Fördermittel in Gebieten mit sesshaften Wölfen.
Für eine bessere Existenzsicherung hat Hessen im letzten Jahr eine Weidetierprämie für Schafe und Ziegen eingeführt. 430 Betriebe haben daraufhin 1 Million Euro Fördergelder erhalten. Eine vergleichbare Förderung gibt es derzeit nur in Bayern, Thüringen und Sachsen. Außerdem wurde die Herdenschutz-Grundprämie im letzten Jahr von 31 Euro/Hektar auf 40 Euro/Hektar flächendeckend für ganz Hessen angehoben und die Förderbedingungen wurde vereinfacht. Im Rahmen dieser Förderung konnten 2020 rund 550.000 Euro an 427 Weidetierhaltungen ausgezahlt werden. Sowohl die Weidetierprämie als auch die Herdenschutz-Grundprämie sollen noch einmal attraktiver gestaltet werden, unter anderem durch eine Absenkung der Zugangsvoraussetzungen. Außerdem sollen Tierhalterinnen und Tierhalter im Umfeld ansässiger Wölfe künftig Unterstützung bei zusätzlichen Maßnahmen zum Herdenschutz erhalten, sowohl für Investitionen als auch für laufende Betriebsausgaben. Auf Initiative des Ministeri
ums wollen die Maschinenringe in Hessen darüber hinaus Hilfe beim Herdenschutz im Rahmen der neuen Förderkonditionen anbieten.
Zusammenarbeit mit Verbänden durch die AG „Wolf in Hessen“ stärken
„Regelungen für den Umgang mit dem Wolf wollen wir zusammen mit den Weidetierhalterinnen und -haltern entwickeln. Die Gespräche mit den Verbänden werden wir daher im Rahmen einer AG ‚Wolf in Hessen‘ zu einer festen Institution machen“, sagte Hinz. Die AG soll als wichtiges Beratungsgremium Impulse geben für die Fortentwicklung des Wolfsmanagementplans und aktuelle Fragen im Zusammenhang mit der Präsenz des Wolfes in Hessen diskutieren.
Neues Wolfszentrum als zentrale Institution
Als zentrale Anlaufstelle für Wolfsmonitoring und -management in Hessen wird beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) ein „Wolfszentrum Hessen“ (WZH) eingerichtet. Das HLNUG hat dafür personelle Verstärkung erhalten. Zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben im Rahmen des Wolfsmonitorings – Erfassung, Bewertung und Dokumentation aller Meldungen, Ereignisse, Nachweise und sonstiger Daten zum Wolf in Hessen – wird das WZH künftig auch Managementaufgaben übernehmen: Dazu gehört unter anderem – in Zusammenarbeit mit anderen hessischen Behörden – die Koordination und Betreuung der Wolfshotline (per Mail oder telefonisch) sowie die fachliche Beratung von Einzelpersonen, Tierhalterinnen und -haltern, Institutionen, Behörden und Verbänden. Das WZH ist damit der zentrale Ansprechpartner zum Thema Wolf in Hessen. Es ist außerdem zuständig für den Informationsaustausch mit Fachdienststellen der anderen Bundesländer und des Bundes sowie für d
ie Koordination der Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Wolf. Unterstützt wird das Wolfzentrum weiterhin von den ehrenamtlichen Wolfsberaterinnnen und –beratern sowie einem landesweiten Netz von hauptamtlichen Ansprechpersonen bei den Hessischen Forstämtern.
„Mit der Gründung des neuen Wolfszentrums Hessen laufen in Sachen Wolf demnächst alle Fäden im HLNUG zusammen,“ so HLNUG-Präsident Prof. Dr. Thomas Schmid. „Der Wolf kehrt zurück nach Hessen – das will nicht nur wissenschaftlich beobachtet, sondern auch für alle Beteiligten zufriedenstellend gemanagt werden. Im neuen WZH haben wir ein kompetentes Team, das viele Fragen direkt beantworten oder mit der Vermittlung von Ansprechpartnern in anderen Landesbehörden weiterhelfen kann.“
Das Wolfszentrum Hessen organisiert außerdem den fachlichen Austausch mit vergleichbaren Einrichtungen in den übrigen Bundesländern sowie bundesweit tätigen Organisationen (z.B. DBBW). Das WZH wird insbesondere für Hessen die enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich des Wolfsmanagements mit den Ländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fortführen und weiter intensivieren.
Zur Erfüllung seiner Aufgaben soll das neue Wolfszentrum Hessen zudem eng mit den Naturschutzbehörden aller Ebenen, dem Landesbetrieb Landwirtschaft, dem Landesbetrieb Hessisches Landeslabor sowie dem Landesbetrieb HessenForst zusammenarbeiten. Als jährliche Bilanz wird das WZH einen „Hessischen Wolfsbericht“ erstellen und veröffentlichen. Dieser soll einerseits die Ergebnisse des wissenschaftlichen Wolfsmonitorings enthalten, andererseits aber auch Zahlen zum Schadensmanagement und zur Förderung des Herdenschutzes. Auch ein Überblick über die Öffentlichkeitsarbeit des jeweiligen Jahres soll Bestandteil dieses jährlichen Berichts sein.
Wie geht es weiter?
„Wir haben die Anregungen und Kritikpunkte der Weidetierhalterinnen und -halter sowie der Naturschutzverbände und der Jagd aufgenommen. Die Verbände bekommen außerdem noch einmal Zeit, zu dem vorgelegten Entwurf schriftlich Stellung zu nehmen. Eine Veröffentlichung folgt dann in den kommenden Wochen“, so Hinz abschließend.
Hessisches Ministerium für Umwelt, Klimaschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz