Auf ihrer Sommertour hat die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Daniela Wagner, ihren Wahlkreis im Odenwald besucht. Daniela Wagner ist Sprecherin für Stadtentwicklung in der Bundestagsfraktion sowie Mitglied im Bauausschuss und im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestags.
Den Auftakt der Sommertour macht ein Besuch auf dem „Hof am Mühlgrund“ in Mossautal. Hier bewirtschaftet Alexander Kern seit 2018 diesen Hof nach ökologischen Grundsätzen. Hauptbetriebszweig ist der Verkauf von Hähnchenfleisch. Mittlerweile verkauft Kern auch Schweinefleisch und Rindfleisch aus eigener Zucht über Wiederverkäufer und im Hofverkauf. Mit Interesse verfolgt auch Hans-Jürgen Müller, Grüner Landtagsabgeordneter und Sprecher für Landwirtschaft und Tierschutz, den Betriebsrundgang über den Ökohof. Im weiteren Verlauf wird über neue Konzepte für Photovoltaik und entsprechende Flächennutzungspläne gesprochen sowie über ökologisches Bauen. Außerdem geht es um Gesetzeslücken, die landwirtschaftlichen Flächenaufkauf als steuerfreies Spekulationsobjekt möglich machen. Hier hat der Gesetzgeber das Grundstücksverkehrsgesetz neu zu bewerten. Wir müssen uns sehr viel stärker über das Ordnungsrecht und in konkreten Fördertatbeständen für die Zukunft unserer Landwirtschaft einsetzen, so Daniela Wagner.
In Bad König/Fürstengrund befindet sich die zweite Station der Sommertour: das Architekturbüro Shakti Haus (sanskrit: Lebensenergie). Angefangen hat hier alles mit Henry Nold, der ein Bambushaus in Auftrag gegeben hatte. Ende 2005 wurde dieses erste Bambushaus durch Susanne Körner und Tilman Schäberle fertiggestellt. Die beiden Architekten sind Inhaber von Shakti Haus und verwenden für ihre Projekte Strohballen, Bambus, Holz, Lehm und Kalk. Konsequente Ökologie, naturnahe Baustoffe, Wohngesundheit und niedriger Energieverbrauch sind maßgebend. Shakti Haus erhält deutschlandweit Aufträge. Erfreulicherweise, so berichtet Körner, gibt es gerade eine regionale Anfrage für eine Büroerweiterung in Michelstadt. Wenn man das Bauen isoliert betrachtet, so Schäberle, sind die Stoffströme ein wahnsinniger Faktor, was den Ressourcenverbrauch angeht. Daniela Wagner stimmt zu und erklärt: Wir brauchen eine Bauwende, die in Verbindung mit einem Kreislaufwirtschaftsgesetz umgesetzt werden muss – um endlich die Klimaziele in erreichbare Nähe zu bringen.
Im Höchster Ortsteil Pfirschbach informiert sich die Bundestagsabgeordnete über ein besonderes Projekt. In einem historischen Dreiseitenhof ist ein echtes Mehrgenerationenhaus entstanden. Mit der gemeinsamen nachhaltigen Sanierung des Gehöfts mitten im Odenwald verbindet die Hofgemeinschaft ökologische und ökonomische Aspekte mit einer besonderen Lebensqualität. Außerdem wird mit dem Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes ein wertvoller Beitrag zur Aufwertung des historischen Ortskerns geleistet. Der Hof zählt als Einzeldenkmal, daher ist Photovoltaik nicht möglich. Geheizt wird stattdessen mit Pellets und Stückholz. Sanierungs- und Erneuerungsarbeiten wurden an Odenwälder Handwerksunternehmen vergeben. Die Innengestaltung ist aus Lehm. Das Projekt wird mit Fördermitteln aus dem Hessischen Dorferneuerungsprogramm unterstützt.
Ziel der zweiten Etappe der Sommertour sind die Odenwälder Mittelzentren Erbach und Michelstadt. Zu einem Gespräch beim Abwasserverband Mittlere Mümling (AWMM) ist Daniela Wagner nach Michelstadt/Asselbrunn gereist. Im Dialog mit Verbandsgeschäftsführer Gunnar Krannich, Sebastian Hartmann (Ressourcenmanagement, technische Projektleitung) und Verbandsvorstand Stephan Kelbert (Michelstadt) geht es um Ressourcenschonung, verbindliche Vorgaben für Wirtschaft und sich wandelnde Technologien. Ursprünglich wurde der Zweckverband gegründet, um eine gemeinsame Kläranlage zu betreiben. Der Abwasserverband hat darüber hinaus regionale Abwassernetze übernommen und diese an das Verbandsnetz angeschlossen, eine Pionierleistung im ländlichen Raum. Mit der großen Hauptkläranlage bedient der AWMM neben Michelstadt und Erbach auch Teile der Oberzent. Der Verband setzt konsequent auf Umwelt- und Klimaschutz, Projekte erfolgen mit nachhaltiger und ganzheitlicher Energie- und Stoffstromnutzung: Zum Fuhrpark gehören ein E-Pedelec und ein Elektroauto. Der geplante Büroanbau wird in nachhaltiger Bauweise erfolgen. Seit 2020 wird die Verwertung von Klärschlamm mit integrierter Phosphorrückgewinnung (Unternehmen für Phosphatrecycling im Odenwald GmbH, UPhO) vorangebracht. Gerade in diesen kleinen dezentralen Verwertungseinheiten gelingt es, die regionalen Stoff- und Energiekreisläufe zu schließen. Beim Verfahren werden aus kommunalen Klärschlämmen durch thermochemische Behandlung alle unerwünschten Bestandteile entfernt. Das enthaltene Phosphat wird aufgeschlossen und kann durch Rückgewinnung als Dünger verwendet werden. Damit stellt sich der AWMM für die Zukunft auf, praktiziert täglich Klimaschutz bei den Stoffströmen und setzt Prioritäten in Ökonomie und Ökologie.
In der Evangelischen Kirche Erbach wird Daniela Wagner von Pfarrer Dr. Hoerschelmann empfangen. Außerdem nimmt Philip Krämer, Landesvorsitzender und Bundestagsdirektkandidat für den Odenwaldkreis, am Gespräch teil. Die 1750 erbaute Stadtkirche ist eine der seltenen Querkirchen in Südhessen. Die Idee, im Dachgeschoss eine Jugendkirche einzurichten, musste leider aufgegeben werden. Denn im Dachstuhl war es durch Holzwurmbefall zu erheblichen Schäden gekommen. Die Kirche musste folglich ein neues Dach bekommen, das mit nachhaltigen und ökologischen Materialien restauriert wurde. „Hier ist mit viel Sorgfalt auf den Erhalt der ursprünglichen Substanz geachtet worden“, erklärt Daniela Wagner. Für die Dämmung wurden Lehmwickel eingesetzt. „Unterm Baldachin“ kann eine „kleine“ Kirche in der großen Kirche entstehen. Hier finden Taufen und Lesungen statt.
Mit ihrem Besuch beim Rotary Hospiz Odenwald möchte Daniela Wagner einen Einblick in die Hospizarbeit gewinnen. „Unser Ziel war immer ein stationäres Hospiz“, so die Vorsitzende der Hospiz-Initiative, Dr. Erika Ober. Eine große Spende ermöglichte es, dass in Erbach diese Einrichtung mit acht Betten auf 710 Quadratmetern Fläche entstehen konnte. Geschäftsführer Peter Volk spricht von einer großen Nachfrage. Auch die pandemische Situation macht sich bemerkbar. Das Konzept des Hauses vermittelt eine besondere familiäre Situation. Das Hospiz ist naturnah gelegen und vermittelt viel Ruhe, auch wegen seiner würdevollen Atmosphäre, den nach Süden ausgerichteten Terrassen und einem „Raum der Stille“. Für mögliche Besuche von Angehörigen gibt es ein Gästezimmer. Es ist das schönste Hospiz in Hessen, so das gemeinsame Resümee.