Die im Kreistag des Odenwaldkreises vertretenen Grünen Abgeordneten sehen erheblichen Handlungs- und Nachholbedarf
Die Biodiversität im Odenwaldkreis war jetzt Thema der jüngsten Sitzung der Odenwälder Kreistagsfraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN. Unmittelbaren Anlass zu den Beratungen gaben Ergebnisse der kürzlich in Reichelsheim abgehaltenen Fachkonferenz zur „Biodiversität im Odenwaldkreis“, bei der Experten hinter einer trügerischen Idylle ernste Gefährdungen der Artenvielfalt ausmachten. Seit 1995 hat sich die Artenvielfalt in Hessen um 30 % verringert, auf Ackerflächen sogar halbiert. Diese Entwicklung gehe auch am Odenwaldkreis nicht vorbei. Als ehrenamtliche Kommunalpolitiker sind wir in der Pflicht und Verantwortung, dafür zu sorgen, dass getan wird, was vor Ort getan werden kann und muss. Damit signalisiert die GRÜNEN Fraktion erheblichen Handlungs- und vor allem auch Nachholbedarf.
Zum Erhalt der biologischen Vielfalt und der Schönheit der für die Odenwaldregion charakteristischen Tier- und Pflanzenwelt sieht die Grüne Fraktion gute Chancen im Dialog mit den Natur- und Umweltschutz-Verbänden konkrete Projekte zu entwickeln, um dem Artensterben Einhalt zu gebieten. Im Rahmen ihrer Biodiversitätsstrategie hat die Hessische Landesregierung 150 Tierarten und 110 Pflanzenarten ausgemacht, für die Schutzprojekte gefördert werden sollen. Als ehrenamtliche Kreistagsabgeordnete sollten wir uns dafür einsetzen, dass ehrenamtliche Naturschützer, die sich kümmern und sich auskennen, bei ihrer Arbeit besser unterstützt werden können. Konkrete Hilfsangebote der Odenwälder Naturschutzverwaltung, etwa bei der Entwicklung von Artenschutz-Projekten und der Beantragung von Fördermitteln aus der Hessischen Biodiversitätsstrategie, wären sehr wünschenswert.
Mit großem Interesse zur Kenntnis genommen und ausführlich diskutiert haben die Grünen die erstaunlich offenen Aussagen seitens der Unteren Naturschutzbehörde (UNB), dass Kompensationsmaßnahmen, wie sie als Ausgleich bei Eingriffen in die Natur gesetzlich vorgeschrieben sind, im Odenwaldkreis nur zu einem äußerst geringen Bruchteil auch tatsächlich durchgeführt werden. Die anordnende Behörde ist wegen mangelnder Personalkapazitäten nicht in der Lage dies zu kontrollieren und den Vollzug der Maßnahmen zu überprüften. Durchgeführte Stichproben hatten laut Auskunft der UNB das Negativ-Ergebnis, dass von 2200 Kompensationsmaßnahmen im Odenwaldkreis in den vergangenen 15 Jahren „80 bis 90 Prozent“ nicht umgesetzt wurden. Maximal haben nur ein Fünftel der betroffenen Bürger und Behörden die gesetzlich erforderlichen Auflagen der Naturschutzbehörde des Odenwaldkreises beachtet. „Unhaltbare Zustände“, konstatiert die Odenwälder GRÜNEN-Fraktion.
Auch im Blick auf Erhalt der biologischen Vielfalt in unserer Odenwälder Tier- und Pflanzenwelt stellt sich den GRÜNEN die Frage, wie der angestaute Nachholbedarf abgearbeitet und ob die versäumten Kompensationsmaßnahmen im Odenwaldkreis nachträglich noch realisiert werden können bzw. welche konkreten Schritte dafür zu unternehmen sind. Allemal sei aber dafür zu sorgen, dass Naturschutzmaßnahmen, die als Kompensation von Eingriffen in die Natur vorgesehen sind, im Odenwaldkreis künftig auch wirklich durchgeführt werden.
Falls sich hier nichts bewege, könne sich ja der für Umwelt- und Naturschutz verantwortliche und zuständige Ausschuss des Kreistages der Sache annehmen, mit engagierten sachkundigen Bürgern zum Thema Biodiversität in einen fruchtbaren Dialog zu treten und versuchen, den Odenwald in diesem wichtigen Arbeitsfeld gemeinsam voranzubringen.